Die Realität hat mich wieder – der Alltag nach dem Urlaub

Manche Kontraste in meinem Leben sind einfach so stark, dass sie heftige emotionale Unwetter in mir auslösen. Heute war es mal wieder soweit. Während ich gestern noch friedliche Stunden alleine mit dem Hund verbracht habe, und ich die Stille in der Wohnung für einige Stunden entspannt genießen konnte, sind jetzt, nach einer Woche Urlaub bei den Großeltern, alle Kinder wieder zu Hause.

Auch wenn ich meiner Freude über die Rückkehr der Kinder nicht so eindrücklich Ausdruck verliehen habe, wie unser Freudentänze aufführender Hund, freue ich mich sehr, dass alle wieder zusammen sind. Und gleichzeitig war die erste Tageshälfte heute so anstrengend, dass ich jetzt gerne eine Woche Urlaub hätte – alleine ;-).

War ich in den letzten Tagen im Wesentlich nur für mich zuständig, stürmt jetzt die gute und schlechte Laune von drei Kindern auf mich ein, in einem Tempo, einer Wechselhaftigkeit und einer Intensität, an die ich mich erst wieder gewöhnen muss. Wenn alle gleichzeitig schlechte Laune hätten, wäre es vermutlich sogar leicht zu händeln, aber so gibt es abwechselnd immer wieder einen, der für ordentlich Stunk sorgt, während die anderen gerade fröhlich von den Ferien erzählen wollen. Puh.

Für den Moment bin ich sehr froh, dass die älteren Kinder sich ob des schlechten Wetters ins Kino verzogen haben, und die (große) Kleine mit einer Freundin spielt. Dieses Tempo wäre für den Rest des Tages schwer aushaltbar gewesen. Und gleichzeitig sehe ich solche Umbrüche (inzwischen) als große Chance mal wieder genau hinzuschauen, wo es denn zu Reibungen kommt, und was das Verhalten und die Reaktionen der einzelnen Kinder in mir auslösen. So war z.B. heute deutlich sichtbar, dass einem meiner Jungs einfach mal wieder so langweilig war, dass er mit jedem Stunk angefangen hat – sogar mit dem Hund – nur damit Action in der Bude ist. Soweit es unser aller Wohl diente, habe ich ihn zuerst in seine Schranken gewiesen, um danach in Ruhe mit ihm über das Thema Langeweile und seinen Umgang damit zu sprechen. Natürlich ist dieses Thema noch nicht erschöpfend behandelt, und so werden wir in den nächsten Ferienwochen am Ball bleiben. So deutlich wie heute habe ich das schon lange nicht mehr wahrgenommen, und ich bin dankbar dafür, dass es jetzt offen vor uns auf dem Tisch liegt und wir damit besser umgehen lernen können.

Nummer zwei hat in der Ferienwoche ordentlich Frust in sich hinein gefressen und mich beim Wecken schon so nett begrüßt, dass ich die Tür zum Zimmer wieder geschlossen habe, um mit den beiden anderen Kinder alleine zu frühstücken. Inzwischen hat sich sein Frust Bahn gebrochen und ich weiß, was gelaufen ist. Wir werden auch an diesem Thema dranbleiben. Vielleicht schaffen wir es das nächste Mal ja, ohne vorherigen Streit und schlechte Laune darüber zu sprechen, wo der Schuh gerade drückt.

Nach ein, bzw. zwei Wochen ohne Smartphone und Rechner spielte heute natürlich auch der vernünftige Umgang mit digitalen Medien wieder eine große Rolle. Und auch das gab zunächst Zoff und danach ein durchaus konstruktives Gespräch, in dem von allen Seiten das Einverständnis zu einem maßvollerem Umgang gegeben wurde.

Ja, es haben sich bei uns heute in sehr kurzer Zeit viele Reibungspunkte gezeigt, und das war wohl für alle sehr anstrengend. Jetzt gehen wir unterschiedliche Wege, um uns abzureagieren und zu stabilisieren. Und trotzdem war der Tag heute eine richtig große Chance zu sehen, was wir wirklich wollen und wie wir es erreichen können. Im Alltag arrangieren wir uns allzu oft mit Situationen, die wir so eigentlich nicht wollen, nur damit der Alltag einigermaßen rund läuft. Umbrüche sind daher oft hilfreich, um mal wieder genau hinzuschauen und klar zu formulieren, was wir wollen, und wie jeder einzelne in der Familie seinen Bedürfnissen gerecht werden kann. Auch und gerade in der Realität.

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