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Von Frust und Vollkommenheit

Irgendwann im Frühjahr 2018

Ich sitze in der Sporthalle und beobachte frustriert das laufende Training. Vor wenigen Jahren habe ich wieder begonnen aktiv Sport zu treiben, habe monatelag heftigen Muskelkater nach jedem Training in Kauf genommen und mich über jeden kleinen körperlichen und sportlichen Fortschritt gefreut. Ich habe gelernt und trainiert, Prüfungen abgelegt und Ausbildungen absolviert, an die ich vor 5 Jahren nicht im Traum gedacht hätte.

Und dann begann vor einem Jahr mein Trainingsloch. Zwar habe ich regelmäßig selber Training gehalten, aber aus verschiedensten Gründen selber immer unregelmäßiger trainiert. Jetzt bekomme ich die Quittung dafür. Vieles habe ich vergessen, muss es wieder aktivieren, körperlich fühle ich mich nicht mehr fit, kann mit denen, die früher gemeinsam mit mir trainiert haben nicht mehr mithalten und ertappe mich bei der Idee, dass ich keine Lust mehr habe, wieder von vorne anzufangen. Was andere scheinbar so aus dem Ärmel schütteln, muss ich mir erarbeiten und verstehen, bevor ich lernen kann, es umzusetzen. Ich schiebe Frust, fühle mich schlecht in dem, was ich tue und wie ich es tue, schäme mich dafür und überlege hinzuschmeißen, vielleicht ein anderes Hobby, einen anderen Sport zu suchen.

Auf dem Rückweg vom Training sitze ich im Auto, und endlich laufen die Tränen. Tränen der Verzweiflung, Frusttränen, Tränen der Erschöpfung und der Ratlosigkeit, alles auf einmal, und mir wird auf einen Schlag klar, dass diese Tränen bei weitem nicht nur meiner Gefühlslage während des Trainings entstammen, sondern ihren Kern darin haben, dass ich mich noch nie zuvor in meinem Leben so unvollkommen in allem gefühlt habe, was mich und mein Leben ausmacht. Ganz plötzlich ist da der Gedanke, dass ich weder beruflich, noch familiär, noch in Freundschaften und Beziehungen und auch nicht sportlich das Potential lebe, das ich glaube zu haben und gerne leben würde. Mein ganz normaler Alltag, die vielen Themen mit unseren Kindern, gesundheitlich oder schulisch, kosten Kraft, Zeit und Energie, erschöpfen mich immer wieder und lassen wenig Raum für Träume und deren Realisierung. Ich fühle mich eingeengt und beschnitten in der Möglichkeit mich und meine Potentiale zu leben und bin frustriert.

Am liebsten würde ich hinschmeißen, ohne zu wissen, was ich hinschmeißen könnte oder würde.

Am liebsten würde mich aus der Affäre ziehen und irgendwie, irgendwo ganz für mich nochmal anfangen. Aber womit?

Vermutlich würde ich egal wo und wann und egal auch in welchem Bereich nach einem Neuanfang wieder nach dem streben, nach dem ich mich so sehr sehne, nach dem Gefühl von Vollkommenheit. Nach dem Gefühl, ganz zu sein, nach dem Gefühl eins zu sein.

-„Das Vollkommene ist ein „Volles“, eine Fülle möglicher Anteile, zu der kein weiterer Anteil mehr fehlt.“, Wikipedia-

Ich würde also vermutlich immer wieder in Situationen wie dieser landen, frustriert, weil ich mich so unvollkommen fühle, so als würden wichtige Teile von mir fehlen. Damit ist die Idee eines Neuanfangs obsolet und eine genauere Analyse der aktuellen Situation angebracht.

Meinen Klienten würde ich in solchen Phasen raten, ihre Aufmerksamkeit bewusst auf all das zu richten, was sie zufrieden macht, was ihnen gut tut, wo und wann sie sich vollkommen und ganz fühlen. Und sie würden solche Dinge und Situationen in ihrem Leben finden, so wie ich, wenn ich mir erlaube, in diese Richtung zu denken.

Mir ist klar, dass wir als Familie so viel geschafft und erschaffen haben in den letzten Jahren und damit viele Veränderungen und Denkansätze in unser Umfeld gebracht haben, in einer Form, die vollkommener kaum sein kann.

Auf vollkommene Weise folgen wir unserem Weg durch dieses Leben, leben jeder für sich und alle gemeinsam unseren Seelenplan, bieten Denkanstöße und erschaffen Heilung und neue Perspektiven. In vollkommener Weise ergeben sich die Situationen, die unserem Wachstum und der Veränderung dienen. Scheinbar zufällig fällt ein Puzzleteil neben das andere und gemeinsam ergeben sie ein immer klareres Bild. Allein mein Werdegang von der Geburt bis heute könnte perfekter nicht sein für das, was ich hier als meine Aufgabe betrachte.

Mein Alltag ist seit Jahren meine Schulung und meine Fortbildung. Wo andere Entspannung und Erholung finden, lerne ich. Meine Erholung finde ich während Seminaren und Fortbildungen fern von meinem Alltag 😉

Jeder Schritt, den ich bisher gegangen bin, führte zu einem wichtigen weiteren Schritt, und so folgen die Schritte vollkommen aufeinander, in der richtigen Reihenfolge und auch im richtigen Abstand, um eine bestmögliche Entwicklung zu ermöglichen.

Es ist alles da, es läuft alles nach Plan. Es strebt alles nach Vollkommenheit. Und die Idee, genau dieser so fern zu sein, bedeutet zum einen ein tieferes Gespür für die aktuelle Situation und zum anderen das Bevorstehen eines nächsten wichtigen Schrittes. Und so treffe ich hiermit die Entscheidung, meine Vollkommenheit in diesem Leben zu leben!

Mama, ich mach das! (Die Schule, mein Kind und ich)

Rückblick:

Es ist der erste Schultag meiner Tochter. Aufgeregt geht sie mit uns in den Saal der Musikschule, in dem die neuen Kinder ihrer Klasse zugeteilt werden. Sie freut sich riesig und ist guter Dinge. Ganz im Gegenteil zu mir, denn nach acht durchwachsenen und sehr belastenden Schuljahren mit unseren Söhnen freue ich mich nicht darüber, dass ab jetzt auch unsere Jüngste in die Schule geht. Nach der kleinen Feier in der Musikschule geht meine Tochter gut gelaunt mit in ihre Klasse. Während die meisten Eltern bei Kaffee und Kuchen warten, bis sie ihre Kinder wieder abholen können, laufe ich mit dem Hund durch den Wald und gebe mit jedem Schritt  einen Teil meines Frusts an den Boden ab. Nach dem Spaziergang geht es mir besser, aber ich weiß, dass ich mich um mich und meine Gefühle in  Bezug auf die Einschulung kümmern muss, wenn ich in den nächsten Jahren eine Unterstützung für meine Tochter sein möchte.

Heute, zwei Jahre später:

Morgen ist der letzte Schultag in Bayern, und meine Tochter hat inzwischen zwei Schuljahre „hinter sich“. Nachdem ich mich mit meinem Stress rund um Schule beschäftigt habe, ist es mir gut gelungen, sie auf ihrem Weg durch die ersten beiden Schuljahre zu begleiten. Nach wie vor geht sie gerne in die Schule, ist sozial sehr gut aufgehoben und hat einen Haufen Freundinnen. Wir haben es geschafft, ein gutes Verhältnis zwischen Betreuung im Hort und gemeinsamer Zeit zu schaffen, und Schule und Lernen ist im Zusammenhang mit unserer Tochter eigentlich nie ein Thema.  Es erstaunt mich immer wieder, wie selbstverständlich und selbstständig sie sich um ihre Hausaufgaben kümmert. Auch das tägliche Aufstehen und in die Schule gehen fällt ihr leicht. Viele Themen, die sie in den letzten beiden Jahren in der Schule gelernt hat, haben ihr so viel Freude gemacht, dass sie sich zu Hause weiter damit beschäftigt hat.  Als Mutter war meine größte Lernaufgabe zu vertrauen, dass sie alleine klar kommt und sich dann Hilfe holt, wenn sie welche braucht. Das ist gut gelungen, denn die wenigen Male, die ich mit ihrer Lehrerin geredet habe, kamen dadurch zustande, dass sie emotionale Unterstützung von mir brauchte, um ihr Anliegen vorzutragen.

Jetzt, am Ende des zweiten Schuljahres, ist die dritte Klasse ein großes Thema. Und trotz aller Freude auf die Ferien, spricht meine Tochter nun schon seit Tagen vom ersehnten ersten Schultag in der dritten Klasse. Es hat gedauert und einiges an „innerer“ Arbeit meinerseits gebraucht, damit ich diese Freude heute uneingeschränkt teilen kann.

Ja, Du machst das (großartig)!

Vortrag: Emotional stabil durch den Familienalltag – wie Eltern und Kinder auch chaotische Zeiten emotional gut überstehen

Summer big familyDas gemeinsame Leben in einer Familie ist wahrscheinlich schon voller Herausforderungen, seit es Menschen gibt: Wir haben oft unterschiedliche Ansichten und Bedürfnisse, es gibt immer wieder kleinere und größere Krisen zu bewältigen und die Zeiten, in denen alles reibungslos läuft sind weniger häufig als wir uns das wünschen. Manchmal gelingt es trotz großer Anstrengung nicht, das harmonische und glückliche Familienleben zu führen, das wir uns einmal vorgestellt haben. Die drastischen Veränderungen und die Unruhe in der Welt stellen uns Eltern zusätzlich vor emotionale und manchmal auch ganz reelle Herausforderungen.

Als Eltern möchten wir auf allen Ebenen für das Wohlergehen unserer Kinder sorgen und ihnen ein Umfeld bieten, in dem sie sich sicher und geborgen fühlen. Dies fällt uns umso leichter, je besser wir für uns und unsere emotionale Ausgeglichenheit sorgen. Dann können wir auch in schwierigen Situationen angemessen reagieren und unseren Kindern dadurch Halt geben.

Wie schön ist es da, einfache und effektive Werkzeuge zu kennen, mit denen wir uns unterstützen können, damit wir mit unserer Familie emotional stabiler und ausgeglichener durch den Alltag gehen. In diesem ca. zweistündigen Vortrag von Andrea Schlauersbach und Carsten Sann stellen wir Ihnen einige dieser bewährte Methoden und Hilfsmittel vor, die Sie in Ihrer Familie direkt um- und einsetzen können.

Themen:

  • Mein Kind, das emotionale Wesen.
  • Die Rolle von Sicherheit und Geborgenheit für unsere Kinder.
  • Wie seelische Wunden entstehen und was hilft sie zu vermeiden.
  • Das innere Kind – was unsere Kinder in uns in Bewegung bringen.
  • Einfache kinesiologische Werkzeuge für mehr seelisches Gleichgewicht.
  • Zwei Blütenessenzen, die in keiner Familie fehlen sollten
  • Kommunikationsstrategien zwischen Eltern und Kindern

 

Termine:

  • Freitag, 26.02.2016, 19.30 Uhr bis ca. 21.30 Uhr
  • Donnerstag, 10.03.2016, 19.30 Uhr bis ca. 21.30 Uhr
  • Dienstag, 10.05.2016, 19.30 Uhr bis ca. 21.30 Uhr

 

Ort: KUMON Lerncenter, Badergasse 16, 63739 Aschaffenburg

Referenten: Andrea Schlauersbach, Carsten Sann

Preis: 15,00 EUR

Um Anmeldung wird gebeten unter coaching@andrea-schlauersbach.de oder 06021 5813080.

Hausaufgaben extern erledigen und dadurch den Schulstress aus der Familie nehmen

Teenage worried girl having problems at schoolSowohl als Coach, wie auch als Mutter, weiß ich, wie sehr das Thema Schule und Hausaufgaben das Familienklima belasten können. In vielen Familien ist es ein ständiger Streitpunkt und führt zu vielen emotionalen und seelischen Verletzungen, die niemand beabsichtigt.

Damit zu Hause wieder „Ruhe einkehren“ kann, und Eltern und Kinder gemeinsam viel schöne Zeit verbringen können, ist es manchmal hilfreich, diese Themen vorübergehend aus der Familie zu nehmen. Die Hausaufgabenzeit bei mir ist eine Möglichkeit dies zu tun.

Seit Januar biete ich während der Schulzeit jeden Mittag zwischen 13 und 15 Uhr zwei Hausaufgabenstunden an, in denen Schüler in ruhigem und konzentriertem Rahmen selbstständig ihre Hausaufgaben erledigen können.

Gedacht ist dieses Angebot für Schüler:

  • ab der 5. Klasse
  • die bereit sind, Verantwortung für ihr Lernen zu übernehmen
  • zu Hause weniger Stress wegen Schule / Hausaufgaben haben wollen
  • generell alleine arbeiten können, wenn keine Ablenkung wie Handy oder PC da ist

Mein Ansatz:

  • Die Schüler arbeiten selbstständig und ehrlich sich selbst gegenüber
  • Die Schüler bleiben solange, bis alles fertig ist (auch Vokabeln und Lernfächer)
  • Wenn die Schüler nach Hause kommen, sind sie mit den Hausaufgaben und den Lernfächern fertig, haben also Freizeit
  • Ich unterstütze beim selbstständigen Arbeiten
  • Vokabeln und Lernfächer frage ich ab
  • Ich biete keine gezielte Nachhilfe

Die Hausaufgabenzeit bei mir ist für jeden Schüler eine vorübergehende Lösung. Langfristig möchte ich, dass die Schüler zu Hause arbeiten können. Dazu ist es aus meiner Sicht wichtig, dass Schüler und Eltern Zeit haben, ihren Teil am ursprünglichen Problem zu verstehen und zu überdenken. An dieser Stelle ist ein Coaching als Unterstützung für die Familie möglich und in vielen Fällen sinnvoll.

Bitte schreiben Sie mir eine Email an coaching@andrea-schlauersbach.de oder rufen Sie unter 06021/5813080 an, wenn Sie Interesse an der Hausaufgabenzeit haben. Es sind noch wenige Plätze frei.

 

Kinder brauchen Träume!

Unser Sohn hat seit Jahren einen Traum für seine Zukunft, er möchte Architekt werden. Vor wenigen Wochen kam er sichtlich aufgeregt von einer, durch die Schule organisierten, Berufsberatung nach Hause und fragte mich aufgeregt: „Mama, weißt Du, wie der Berufsberater genannt wird? – Träumezerstörer!“. Das habe ich mir natürlich genauer erklären lassen. Und so schilderte mein Sohn mir empört, dass der Berufsberater ihm ausgerechnet habe, dass er noch 14 Jahre benötigen würde, bevor er als Architekt würde Geld verdienen können, und dass er sich nicht vorstellen können, dass das jemand finanzieren würde. Für den Berufsberater war Architekt kein realistisches Ziel, und das hat er wohl betont. Und natürlich ist es nicht der einfachste Weg von der Mittelschule über den M-Zug zur mittleren Reife zu kommen, um dann über Ausbildung und/oder Abitur zur Hochschulzulassung zu gelangen, aber es ist möglich! Und solange der innere Antrieb stimmt und unser Sohn weiter auf sein Ziel zusteuert, wird auch die Finanzierung immer irgendwie möglich sein!  Unser Sohn glaubt nach wie vor an seinen Traum, vielleicht sogar noch fester als zuvor. Anderen Kindern erging es da nicht so gut. Während der Berufsberatung  sind reihenweise Träume zerplatzt!

Und dabei ist eine Vision von der Zukunft, ein Traum, eine Idee wohin die Reise gehen soll, so wichtig! Im Kinder- und Jugendcoaching nutzen wir den Doppelten Future-Back-Check und die ressourcenbasierter Timeline als Werkzeug, um mit den Kindern und Jugendlichen Ideen zu entwickeln, wie gut sich die Zukunft anfühlen kann und welche Schritte nötig sind, um dies zu erreichen. Unterbewusst richten sich die Kinder dann immer wieder so aus, dass sie dieses gute Gefühl in der Zukunft erreichen können und entwickeln Motivation für den Weg dorthin. Deshalb sind Träume als positive emotionale Referenz in der Zukunft so wichtig für Kinder, Jugendliche und Erwachsene! Hier gilt es zu bestätigen und beim Finden von Wegen und Lösungen zu helfen.  Wer Träume zerstört, muss damit rechnen, dass die Motivation, und damit der eigene Antrieb, auf der Strecke bleiben. Und am Ende ist es vielleicht sogar egal, ob aus dem Traum Wirklichkeit geworden ist, wichtig ist, dass er im Augenblick als Referenz dient für das, was unser Sohn in der Zukunft erwartet oder für möglich hält.

 

 

Warum muss ich das machen?

An einem Mittag dieser Woche rief mich die Schule meines Sohnes im Lerncenter an, weil der junge Mann nicht in der Mittagsbetreuung erschienen war. Ein kurzer Telefonanruf zu Hause brachte schnell Klarheit. Wie von mir bereits vermutet, war das Kerlchen nach der Schule nach Hause gefahren und genoss einen freien Nachmittag mit dem Hund und dem großen Bruder.  Nachdem ich meinem Unwillen über diese Entwicklung laut und deutlich Ausdruck verliehen hatte, konnte ich zunächst die Betreuer in der Schule beruhigen, dann meine Arbeit umorganisieren und mich wutschnaubend auf den Heimweg machen.

Zu Hause angekommen begrüßte mich mein Sohn gutgelaunt und erzählte mir dann beim Mittagessen, dass er sich in der Mittagsbetreuung nicht wohlfühle, er eh keine Hausaufgaben zu machen hätte und er seine Zeit zu Hause sinnvoller verbringen können. Er sähe keinen Sinn darin, in die Mittagsbetreuung zu gehen. Und schließlich sei sein Bruder ja auch zu Hause und in keiner Betreuung.

So ähnlich,  aber noch nie so deutlich, hatte er mir den Sachverhalt früher schon geschildert, nur ist er dann halt doch in die Betreuung gegangen. Diesmal hat er seine Aussage mit Taten unterstrichen und ihr damit mehr Deutlichkeit verliehen.

Ja, ich mag „sowas“ nicht und ärgere mich immer wieder, wenn es bei uns nicht „rund“ läuft. Und ich hätte mich früher nie getraut, so zu handeln. Egal ob es mir gefallen hätte oder nicht, ich wäre geblieben wo ich sein sollte und danach pünktlich nach Hause gekommen. Und genau hier bringen mich meine Kinder immer wieder zum Nachdenken und oft auch zum Umdenken. Während es mir manchmal schwer fällt, meine eigene Meinung zu vertreten und ohne Angst vor Zurückweisung zu äußern, tut mein Sohn das recht deutlich. Er sagt seine Meinung (manchmal ohne Rücksicht auf die Befindlichkeiten anderer) und, wenn er in seiner Meinung nicht ernstgenommen wird, dann handelt er mit den Mitteln, die er hat. Verweigerung ist eins dieser Mittel.

Mit einigem Abstand zu dieser Situation würde ich das Ereignis heute so zusammenfassen: „Ich (Dein Kind) habe Dir (Mama) deutlich gesagt, dass ich mich in diesem Umfeld unwohl fühle, und Du hast mich vielleicht gehört, aber nicht ernst genug genommen. Wir haben zusammen keine Lösung gefunden, und es gab keine Veränderung für mich. Darum habe ich jetzt selbst für Veränderung gesorgt.“

Natürlich heißt das nicht, dass Absprachen, die wir Eltern mit unseren Kindern treffen, einfach ungültig werden. Nur war die Mittagsbetreuung in meinen Augen Notwendigkeit und mein Wunsch zur Erleichterung des Alltags, eine gegenseitige Abmachung war das nicht.

Generell glaube ich, dass es schon immer wichtig war, Kinder in ihrer Meinung ernst zu nehmen und ihnen zu erklären, warum sie etwas tun oder lernen sollte und nicht einfach vorauszusetzen, dass sie es schon tun werden, nur weil es von Eltern oder Lehrern gefordert wird. Vielleicht waren wir Eltern es noch eher gewohnt, das umzusetzen, was von uns verlangt wurde. Vielleicht auch häufig ohne zu hinterfragen warum. Unsere Kinder machen das nun z.T. rigoros anders und bringen mich damit oft an den Rand der Verzweiflung und auf jeden Fall zum Umdenken.

 

„Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.“

Bei der Vorbereitung meines Vortrags zur Einschulung kam mir dieser Satz wieder in den Kopf. Er ist mir mehr als vertraut:  erst alle Aufgaben erledigen und dann, wenn noch Zeit bleibt, mal nichts tun oder Spaß haben. Wie viele andere Glaubenssätze habe ich diesen Glaubenssatz unbewusst aus meinem Umfeld übernommen und viele Jahre lang nicht hinterfragt. Erst in den letzten Jahren ist mir immer klarer geworden, wie sehr er mich eingeschränkt hat.

Als berufstätige Mutter und Hausfrau habe ich „gerödelt“ bis zum „Abends-auf-das-Sofa-Fallen“, weil ich immer der Meinung war, erst all meine Aufgaben möglichst perfekt erledigen zu müssen, bevor ich mir Ruhe oder gar Vergnügen gönnen kann. Über die Zeit war das sehr auslaugend, und die Regeneration kam viel zu kurz. Inzwischen habe ich gelernt, wie wichtig es ist,  sich Pausen, Freizeit und Vergnügen „zu gönnen“, und das manchmal auch vor getaner Arbeit.

Wenden wir als Eltern diesen Spruch im Lern- oder Hausaufgabenkontext an, so trennen wir dadurch Lernen (als Arbeit) und Vergnügen klar voneinander! Und ich bin mir nicht sicher, ob wir das beabsichtigen. Wer sagt denn, dass Hausaufgaben oder Lernen kein Vergnügen sein können? Gerade Erstklässler, die am Anfang meist hochmotiviert in die Schule gehen, empfinden ihre Hausaufgaben oft (noch) als Vergnügen. Warum ihnen dann nicht auch genug Zeit und Raum geben, und die Kinder mitbestimmen lassen, wann sie ihre Hausaufgaben machen?

Bei meinen Kindern habe ich lange darauf bestanden, dass die Hausaufgaben so schnell wie möglich erledigt werden, damit danach Zeit für die schönen Dinge bleibt. Erreicht habe ich damit, dass wir uns oft viele Stunden um und über die Hausaufgaben gestritten haben, weil meine Kinder sie schlicht nicht zum von mir favorisierten Zeitpunkt machen wollten, und dass meine Kinder Hausaufgaben immer als Last empfanden und heute noch empfinden. Zudem haben wir an vielen Tagen weder nachmittags noch abends „Vergnügen“ gehabt, weil sich die Hausaufgaben (inklusive Streit) bis zum Abend zogen.  Leider ist das Thema Hausaufgaben bei uns immer noch schwierig, aber zumindest weiß ich jetzt schon mal, dass es eine pauschal festgelegte „gute“ Zeit für Hausaufgaben nicht gibt, Vergnügen auch vor der Arbeit kommen darf, und in vielen Fällen (z.B. in meinem Berufsalltag) Arbeit und Vergnügen gar nicht zu trennen sind, denn: meine Arbeit bereitet mir riesiges Vergnügen!