Mama, wann sind Ferien?

Schultüten

Es ist das Ende der 2. Schulwoche des neuen Schuljahres. Die Einschulung unserer Tochter liegt erst wenige Tage zurück, und wir sind mitten drin im Umbruch, den die Einschulung und der Start ins neue Schuljahr für so viele Kinder mit sich bringen.

Unsere Tochter hat sich unheimlich auf ihre Einschulung gefreut. Wochen vorher schon gab es kein anderes Thema für sie. Und während die großen Brüder mit Schrecken feststellten, dass das neue Schuljahr immer greifbarer wurde, freute sie sich über jeden Tag, den die Einschulung näher rückte.

Die ersten Schultage waren geprägt von Euphorie und dem Gefühl, jetzt endlich „groß zu sein“. Natürlich wollte unsere große Kleine gleich am zweiten Schultag alleine in die Schule laufen. Stolz stieg sie mittags die Treppen zum Hort alleine hoch, klingelte und verschwand lachend, um mir dann nachmittags strahlend die fertigen Hausaufgaben zu präsentieren. Abends fiel sie müde ins Bett und schlief selig bis zum frühen Morgen, um dann ungeduldig darauf zu warten, wieder in die Schule gehen zu dürfen. – So war die erste Schulwoche.

Heute Morgen begleitete ich ein müdes Kind bis ans Schultor. Am liebsten hätte sie mich noch mit in die Klasse genommen, um dort mit mir weiter zu kuscheln. Die Anfangseuphorie ist verflogen und hat einer gewissen Erschöpfung Platz gemacht. Schule wird jetzt zum Alltag. Diese Umstellung strengt an und sorgt für kleinere und größere innere Konflikte.

Unsere Tochter hat ihre eigenen Bedürfnisse nach Ruhe, Schlaf, Essen, Trinken, Bewegung, Nähe, usw. schon immer sehr gut ausdrücken können, und es ist mir wichtig, sie darin zu bestärken. Im Kindergarten ist sie damit gut klar gekommen, war gut integriert und hatte viele Freude. Hier hatte sie die Möglichkeit, sich zurückzuziehen, wenn sie Ruhe brauchte, von der Bau- in die Malecke zu wechseln, wenn sie Veränderung brauchte, konnte zur Toilette gehen, wenn es „dran war“ und trinken, wenn sie Durst hatte. Und für die kleinen seelischen Tiefs waren liebevolle Erziehrinnen da, die sie auch einfach mal in den Arm genommen haben.

Mit dem Wechsel in die Schule hat sich für unsere Tochter vieles verändert. Der Drang nach Bewegung muss nun bis zur Pause warten, der Nachbarin mal eben erzählen, was auf der Seele brennt, wird auch nicht gerne gesehen. Die Gruppe verlassen, um in die Malecke wechseln, weil jetzt Abstand zu bestimmten Kindern angesagt wäre, geht auch nicht mehr. Das bedeutet für sie eine Unterdrückung der eigenen Bedürfnisse zugunsten der Anpassung, und das verursacht kleine und große innere Konflikte und kostet Kraft. Selbst Tage mit „nur“ vier Schulstunden erscheinen jetzt lang, und es wird noch ein wenig dauern, bis sich unsere Tochter an die neue Situation gewöhnt hat.

Und so kommt es, dass die stolze Erstklässlerin nachts gerne die Nähe zu Mama und Papa sucht, auf dem Schulweg begleitet werden und nachmittags lieber nicht in den Hort gehen möchte und immer mal wieder fragt: „Mama, wann sind Ferien?“.

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