Archiv für den Monat: September 2020

Maskenpflicht im Unterricht – was tun?

Ab kommenden Dienstag gilt in bayerischen Schulen für vorerst neun Schultage für Schüler und Lehrer eine Maskenpflicht auch im Unterricht. Eine gemeinsame Entscheidung der Landesregierung, der Schülervertretung und der Elternvertreter, die ebenso auf Zustimmung wie auf Kritik stößt. Die Menschen, Schüler wie Eltern, die ich in den letzten Tagen getroffen habe, waren recht einhellig der Meinung, dass sie sich eine andere Lösung gewünscht hätten und Masken im Unterricht für einen schlechten Kompromiss halten. Persönlich bin ich enttäuscht von dieser Entscheidung und sehe dem Beginn des Schuljahres mit Maske mit großem inneren Widerstand entgegen, sowohl als Mutter wie auch als Lehrerin. Schlechtere Konzentration durch geringere Sauerstoffversorgung, unhygienische Zustände durch zu lange und falsch benutzte Masken und erschwerte Kommunikation sind nur ein paar der Gründe, die aus meiner Sicht gegen das Tragen der Maske im Unterricht sprechen. Ich würde geteilte Klassen, wechselnde Anwesenheit und ausreichend Abstand im Klassenzimmer den Masken vorziehen. Wie also nun umgehen mit dieser Situation?

Die Maskenpflicht im Unterricht ist beschlossen und wird am Dienstag beginnen. In wieweit Schüler aus medizinischen Gründen durch ein Attest vom Tragen einer Maske befreit werden können, und was dies für den Schulbesuch bedeutet, muss individuell geklärt werden. Die allermeisten Schüler werden ab Dienstag mehrere Stunden täglich eine Maske tragen und versuchen mit dieser am Unterricht teilzunehmen. Wenn Sie mit dieser Situation einverstanden sind, werden Sie Ihrem Kind vermutlich sagen, dass diese Maßnahme zum Schutz der Mitmenschen und zum eigenen Schutz angemessen ist und das Tragen der Maske als sinnvoll verkaufen können. Wenn Sie, wie ich, nicht von der Verhältnismäßigkeit dieser Maßnahme überzeugt sind, werden Sie sich schwer tun, Ihrem Kind das Tragen der Maske im Unterricht als sinnvoll zu verkaufen. Versuchen Sie dies am besten gar nicht erst und sprechen Sie authentisch mit Ihrem Kind. Vielleicht etwa so: „Ich selber stehe nicht hinter dieser Maßnahme, ich hätte mir etwas anderes für Deinen Schulstart gewünscht. Nun ist es beschlossene Sache, die Du nicht gut finden musst. Trotzdem ist es die geltende Regel, an die wir uns halten müssen. Wir probieren es aus und ich bin für Dich da, wenn es durch das Tragen der Maske zu Problemen kommt, versprochen.“

Achten Sie gut auf Ihr Kind, hören Sie ihm zu, wenn es aus der Schule berichtet, sich vielleicht über Kopfschmerzen beschwert, sehr müde ist nach der Schule oder anders auf das lange und regelmäßige Tragen der Maske reagiert. Vereinbaren Sie, wenn möglich, dass es sich jederzeit telefonisch melden kann, wenn es ihm in der Schule nicht gut geht und es abgeholt werden möchte. Sprechen Sie bei anhaltenden oder stärker werdenden Beschwerden mit Ihrem Kinderarzt. Nehmen Sie lieber Fehlstunden in Kauf als gesundheitliche Beeinträchtigungen durch das Tragen der Maske und planen Sie viel Zeit für Regeneration und frische Luft im Tagesablauf ein. Vielleicht braucht Ihr Kind nachmittags so viel Zeit für die Erholung, dass es am Anfang nicht alle Hausaufgaben schaffen kann oder diese nicht der Qualität entsprechen, die Sie sich wünschen. Seien Sie nachsichtig in dieser besonderen Belastungssituation und bleiben Sie im Gespräch mit Ihrem Kind. Bitte denken Sie auch daran, Ihrem Kind Masken zum Wechseln mitzugeben.

Zusätzlich halte ich es für wichtig, dass Sie Ihre Meinung kundtun, wenn Sie mit dem Tragen der Maske im Unterricht nicht einverstanden sind. Sie könnten eine Online-Petition unterzeichnen, eine Email oder einen Brief an die Regierung und an die Leitung der Schule Ihres Kinder schreiben und sich mit anderen Eltern austauschen. Alles Dinge, die vielleicht an der aktuellen Situation nichts oder nicht sofort etwas ändern, das stimmt. Trotzdem ist es wichtig, dass sichtbar wird, wie viele Familien sich eine andere Lösung als Masken im Unterricht wünschen.