Emil und die Schule

Emil war 6 Jahr alt, als er in die Schule kam. Das ist nichts Besonderes, denn die meisten Kinder sind etwa 6 Jahre alt, wenn sie in die Schule kommen. Emil freute sich ein bisschen auf die Schule, und auch das ist unter den Vorschülern weit verbreitet. Emil freute sich auf seine Schultüte und auf die spannenden Dinge, die er in der Schule lernen würde. Emil war also ein ganz normales Kind, als er mit 6 Jahren in die Schule kam.

Emil freute sich auf den ersten Schultag, ging in seine Klasse, packte danach zu Hause seine Schultüte aus und verstand dann gar nicht, warum er die erste Hausaufgabe machen sollte. Emil wollte nicht. Er wollte keine Übungen zu Hause machen. Nicht am ersten Schultag und auch nicht an den Tagen danach. Emil sah nicht ein, dass er üben sollte, einfach nur, weil das in der Schule so war. Überhaupt hatte Emil nach einer Woche Schule die Nase voll von Schule und wollte lieber zu Hause bleiben. Für seine Eltern war das ein großes Dilemma, denn in dem Land in dem Emil wohnt, müssen alle Kinder zur Schule gehen, ohne Ausnahme. Und so redeten die Eltern geduldig mit ihm, begleiteten ihn in die Schule, übten Druck aus, wenn sie nicht weiterwussten, sprachen mit der Lehrerin und waren froh um jeden Tag, den Emil in die Schule ging. Die Hausaufgaben wollte Emil immer noch nicht machen, und wenn, dann erst abends ganz spät, wenn es an diesem Tag nichts mehr zu verpassen gab. Oder aber er machte die Hausaufgaben auf Mamas Schoß, weil er sie dann ganz nah bei sich haben konnte. So schlichen die beiden ersten Schuljahre dahin. Emil ging in die Schule, weil er musste, und er ging sehr ungerne. Er machte seine Hausaufgaben oft nicht, sah aber auch nicht ein, dafür Strafarbeiten machen zu müssen. Emil war clever, und eigentlich fiel ihm Lernen sehr leicht, aber die Schule machte ihm keinen Saß.

Im dritten Schuljahr bekam Emil einen jungen Lehrer, den er sehr mochte. Und Emil hatte Glück, denn der Lehrer mochte ihn auch. Und plötzlich ging Emil viel lieber in die Schule, sogar seine Hausaufgaben machte er viel öfter und manchmal zeigte er sogar, was wirklich ihn ihm steckte.

Doch das Glück währte nicht lang, denn mit dem Lehrer wechselte auch die Sympathie, und die Schule wurde wieder zur Last. Aufstehen und in die Schule gehen war schwierig, Hausaufgaben machen eine Last. Emil hatte keine Lust mehr.

Die Experten waren sich einig, Emil musste gefördert werden und auf eine gute Schule, die ihn forderte. Der Versuch misslang. Emil wollte nicht gefordert werden, auch nicht gefördert. Emil wollte einfach Emil sein und nicht in die Schule gehen. Und so wechselte Emil immer wieder die Schule, blieb an vielen Tagen lieber zu Hause und mochte keine Hausaufgaben. Oft schien die Situation für ihn viel weniger schlimm und anstrengend zu sein als für seine Eltern, die sich an vielen Tagen keinen Rat mehr wussten. Selbst die Experten waren irgendwann ratlos, was aus diesem Emil einmal werden sollte. Aus diesem Emil, der einfach nur Emil sein wollte und nicht in die Schule ging.

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